Gnostika

oder Haus am See

Martin Selber Peter Merbt

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Beschreibung zu „Gnostika“

Mitteldeutschland, in den 1980er Jahren.
Eine Frau, nicht mehr jung, noch nicht alt, kommt mit dem Schmerz über den Tod des geliebten Ehemannes in eine Pension, das Haus am See, ein kleiner Dorfgasthof am Rande eines verschilften Gewässers.
Im angrenzenden Dorf verbrachte sie ihre Kindheit, bis sie aus der Diktatur des Bauern, ihres Vaters, in die Stadt entfloh, dort ihre Aufgabe und die sanftere Diktatur des Ehemannes fand. Sie erinnert sich, besucht die Gräber der Eltern auf dem Dorffriedhof, aber das sind alles längst vergangene Geschichten.
Da bringt ihr die ehemalige Magd das Tagebuch ihres Vaters, das sie nie gesehen hatte. Erschüttert findet sie eine ganz andere Seite des Bauern, dieses menschliche Wesen kannte sie nicht. Der alte Bauer hielt an seinem Acker fest, nachdem die Produktionsgenossenschaften längst das Leben der Dörfer bestimmten. Gegen alle Widerstände, Repressalien, bis er aufgab.
Die Wirkung des Romans entsteht durch seine Endzeitstimmung, lange, bevor an ein wirkliches Ende des Systems und des Landes DDR überhaupt zu denken war.
Vielleicht hätte aus der Gnostika der Bildungsroman der untergehenden Epoche des sozialistischen Experiments in Deutschland werden können, es gelang nicht. Zu DDR-Zeiten ließ die Selbstzensur von Lektor und Verlag keine Veröffentlichung zu . Als auf der denkwürdigen Vorstandssitzung des Schriftstellerverbandes vom 12. Oktober 1989 die Druckgenehmigungspraxis und damit die Zensur der Literatur unter „Bücherminister“ Klaus Höpcke offiziell beendet wurde, nahm ein Lektor den Autor Martin Selber beiseite: „Jetzt machen wir das Ding!“.
Es war zu spät. Es interessierte sich niemand mehr für das Thema und der Roman wurde bis jetzt nicht veröffentlicht.
Die Gnostika ist – im Nachhinein gesehen - keine Art „Rechtfertigungsargumentation des sozialistischen Staates“, genauso wenig wie sie vordergründige Kritik an diesem Staat ist. Sie ist Zeitzeugnis, Dokument von Gefühlen und Gedanken, die für diese Epoche und für einen Großteil der Menschen kennzeichnend waren. Wie der von Martin Selber sehr geliebte Schwejk, der Simplizissimus und der Zauberberg ist sie Chronik einer vergangenen Zeit.

Über Martin Selber

Martin Selber lebte von 1924 - 2006 und wohnte nach dem 2. Weltkrieg in der Magdeburger Börde.
Selber veröffentlichte über 50 Romane, Erzählungen und Fachbücher in einer Gesamtauflage von 3,5 Millionen Exemplaren. Seine Werke wurden in mehrere Sprachen übersetzt, u. a. ins Finnische, Ungarische und Dänische. Schon vor der Wende dienten seine bei Rowohlt veröffentlichten Jugendbücher „Geheimkurier A“ und „Faustrecht“ in Niedersachsen und Schleswig-Holstein als Schulliteratur. Bei Funkamateuren und Elektrobastlern sind seine kurz nach dem Zweiten Weltkrieg entstandenen Sachbücher – wie z. B. „Mit Spulen, Draht und Morsetaste“ – geschätzt.
Martin Selber war Ehrenbürger des Bördedorfes Domersleben, eine Straße und die örtliche Grundschule tragen seinen Namen.


Verlag:

Books on Demand

Veröffentlicht:

2016

Druckseiten:

ca. 219

Sprache:

Deutsch

Medientyp:

eBook


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