Vallie und ihr Normanne

Exposé: Vallie und ihr Normanne 1969 im Frühjahr, ich bin zwanzig Jahre jung, habe Freunde, Bekannte und einen guten Job auf der Werft. Trotzdem bemerke ich an mir eine, mich seit längerem mehr und mehr beschäftigende Perspektivlosigkeit. Ich bin genervt, gelangweilt von den sich immer wiederholenden, bedeutungslosen Ereignissen in meinem Alltag und völlig unschlüssig, was ich zukünftig daran ändern könnte. Meine große Sorge ist, dass mein Leben so verlaufen könnte, wie ich es bei älteren Bekannten und Kollegen miterlebe. Auf der Werft arbeiten, heiraten, Hochzeitsreise nach Tirol, Kinder. Und die Zeit plätschert so dahin bis zur Rente. Bis zu jenem Sonntagabend im Frühjahr 1969, an dem ich auf St. Pauli ein altes, verkommenes amerikanisches Cabriolet auf der Reeperbahn entdecke, das zum Verkauf steht. Wenn man jemanden trifft, bei dem man sich sicher ist, er kann Träume wahr werden lassen. Der seinen Hut in den Nacken schiebt, dir seine Hand auf die Schulter legt, dich breit angrinst und dir dann sagt:"Komm, es geht los, die Welt wartet auf uns." Dann muss das nicht unbedingt ein Mensch aus Fleisch und Blut sagen, nein, es kann, wie in diesem Falle auch ein großer Haufen Blech, ein altes schäbiges amerikanisches Cabriolet sein. Und wenn du ihm dann von deiner Vision, die du gerade hattest, als du deine Hand auf seinen verwitterten Lack legtest, berichtest. Als wenn sich ein großes Tor weit geöffnet hatte und du in eine wunderschöne, fremdartige, sonnenbeschienene Landschaft am Meer schautest, von der du seit Langem geträumt hast. Freiheit, Ferne, fremde Welten. Du kannst sicher sein, er fährt dich dahin und erfüllt deinen Traum. So ein altes schäbiges Cabriolet ist in der Welt herumgekommen als du und kann daher Träume real werden lassen. So wurde meine Vision zu einer Wahrheit, wie ich sie mir niemals hätte träumen lassen. " Ok, mein Junge, los jetzt, bevor dein Traum verblasst." Und plötzlich saß ich hinter dem Steuer der alten Karre, schaute über die riesige gewölbte Motorhaube, der V8 blubberte und es ging los. Die Reise beginnt und wird zu einem Abenteuer, staunend über all das fremdartig Neue, das sensationell gute Essen, die wunderschöne Landschaft, die Begegnung mit freundlichen hilfreichen Menschen. Ich bin fasziniert und mein Traum von einem anderen Leben scheint lebendig zu werden und beginnt endgültig zu schweben, als ich Valentine, einer jungen Französin begegne.