Lesen gegen Rassismus – 6 eindrückliche Bücher

Das Schicksal des Afroamerikaners George Loyd erschüttert aktuell die Menschen in den USA und auch bei uns. Millionen von Demonstranten vereinen sich gegen Rassismus und Polizeigewalt. Am gestrigen Dienstag riefen die Sozialen Medien und die Musikindustrie im Rahmen des Blackout-Tuesdays zum stummen Protest auf. Auch in der Literatur hat der Kampf gegen den Hass und Colorism seinen Platz. Welche Bücher Du lesen kannst, um Dich zu diesem Thema zu informieren, erfährst Du hier.

Black Lives Matter

Rassismus ist, wie wir alle wissen, kein aktuelles Phänomen, sondern begleitet uns schon seit mehreren Jahrhunderten. Gefühlt scheint dieser in Deutschland aber nicht (mehr) so ausgeprägt vorhanden zu sein wie beispielsweise im Süden der USA. Aber ist das wirklich so? Auch in Deutschland gibt es immer wieder Beschwerden Betroffener gegen Alltagsrassismus und Polizeigewalt. Es zeigt sich auch in der Literatur: Wie viele Schwarze Autor:innen oder Romanheld:innen fallen Dir beispielsweise spontan ein? Und wie viel Rassismus versteckt sich eigentlich in unserer Sprache?

Da man auf dem (deutschen) Buchmarkt nicht gerade viele Titel mit Held:innen of Color findet, ist es uns heute umso wichtiger, die Titel, die wir anbieten können, umso stärker hervorzuheben.

1. „Deutschland Schwarz weiß. Der alltägliche Rassismus“ von Noah Sow (BOD)

Noah Sow ist Medienkritikerin und Künstlerin und hält weltweit Vorträge zum Thema Rassismusbekämpfung. „Deutschland Schwarz weiß“, das bereits 2008 erschien, gilt mittlerweile als Standardwerk. Zum zehnjährigen Jubiläum wurde der Titel komplett überarbeitet. Sow behandelt eindrucksvoll und einfühlsam, wie Rassismus nach wie vor im Deutschen Alltag praktiziert wird, versteckt hinter neuen Bezeichnungen und nicht-aufgearbeitetem Kulturgut. Das Lesen des Buches ist unangenehm, da man sich häufig direkt angesprochen fühlt, aber es rüttelt wach. Rassismus ist keine brutale Praxis der Anderen, sondern äußert sich auch in den kleinen Dingen, wie dem Gebrauch bestimmter Bezeichnungen und Wörter. Sich das zu vergegenwärtigen und zukünftig selbst darauf zu achten, z.B. keine diskriminierende Sprache zu verwenden, ist vielleicht nur ein kleiner Schritt, aber einer in die richtige Richtung.

2. „Ich bin von hier. Hört auf zu Fragen“ von Ferda Ataman (S. Fischer)

Wie sich Rassismus in Deutschland auch bemerkbar macht, erklärt Ferda Ataman in ihrer Streitschrift. Ihre Eltern stammen aus der Türkei, sie selbst wurde in Deutschland geboren und ist hier aufgewachsen. Einzig ihr Name verknüpft sie mit den Wurzeln ihrer Eltern. Dennoch muss sie ständig ihre Position gegenüber Erdogan verdeutlichen oder lästige Fragen zu ihrer Einstellung gegenüber des Kopftuchs beantworten. Auch dieser Titel veranschaulicht, wie wichtig es ist, sich bewusst zu machen, was Rassismus ausmacht und wo er im Alltag praktiziert wird.

3. „Gebrandmarkt. Die wahre Geschichte des Rassismus in Amerika“ von Ibram X. Kendi (C. H. Beck)

In den USA wird Rassismus häufiger nicht nur durch Worte, sondern durch brutale Taten praktiziert. Warum Rassismus vor allem in der amerikanischen Kulturgeschichte so tief verankert ist, erläutert der Historiker Ibram X. Kendi. Rassismus diente seit jeher dazu, Diskriminierung zu rechtfertigen. Das Buch führt uns durch eine erschreckende Geschichte von Gewalt und Arroganz, von den Puritaner:innen bis zu den Black-Lives-Matter-Aktivist:innen.

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4. „Farbenblind“ von Trevor Noah (Karl Blessing Verlag)

Noah Trevor ist ein international gefeierter Comedian und Moderator der legendären TV-Show „The Daily Show“. In seiner Biografie erzählt er in 18 Kapiteln davon, wie er als Sohn einer Xhosa und eines Deutschschweizers als „Mischling“ in Südafrika aufwuchs. Er erzählt vom Aberwitz der Apartheid, laut deren Regeln er gar nicht existieren dürfte, und von seinem Leben, bevor er auf Youtube berühmt wurde.

5. „Dear Martin“ von Nic Stone (Rowohlt)

In diesem Coming-of-Age-Roman begleiten wir Justyce McAllister, Captain des Debattierclubs und Anwärter auf einen Studienplatz in Yale. Aufgrund eines Missverständnisses muss er eines Abends mehrere Stunden in Handschellen verbringen. Denn seine Hautfarbe scheint für die Polizei Grund genug zu sein, ihn festzunehmen. Dieses Erlebnis rüttelt den Jungen wach und sensibilisiert ihn gegenüber all dem Alltagsrassismus, den er tagtäglich erlebt. Um diese Erfahrungen zu verarbeiten, schreibt er Briefe an sein Vorbild Martin Luther King. Dieser Jugendroman ist eine augenöffnende Geschichte, die wir nicht nur jüngeren Leser:innen ans Herz legen.

6. „The Hate U Give“ von Angie Thomas (cbj)

„The Hate U Give“ ist ebenfalls ein bewegender und zum Nachdenken anregender Jugendroman, der 2018 mit dem Jugendliteraturpreis ausgezeichnet und bereits verfilmt wurde. Die Heldin ist die 16-jährige Starr, die in einem Schwarzen, eher ärmlichen Viertel aufwächst. Auf ihrer Schule dagegen ist sie eine der einzigen Schwarzen unter vielen Weißen Schüler:innen. Eines Tages wird Starrs Freund Khalil vor ihren Augen von einem Polizisten erschossen. Von da an steht Starrs Leben Kopf. Ab jetzt muss sie nicht nur den Verlust des Freundes und das traumatische Erlebnis verarbeiten, sondern sich auch gegen die Aufmerksamkeit der Polizei und der Unterwelt wehren.

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