Unsichtbare Frauen – Feministische Bücher für die Gleichberechtigung

Auch wenn uns die Gleichberechtigung heute selbstverständlich erscheint, ist die Feminismus-Diskussion noch lange nicht beendet. Immer noch sind es überwiegend die Frauen, die den Spagat zwischen Kindern und Karriere meistern müssen und die Hauptlast der Familien- und Sozialarbeit tragen. Auch der Gender-Pay-Gap gehört noch nicht der Vergangenheit an. Zum Weltfrauentag am 08.03. möchten wir Dir ein paar Bücher vorstellen, die sich mit Feminismus und Gleichberechtigung beschäftigen. Die Titelauswahl zeigt eindrucksvoll auf, wo der Feminismus heute steht und wo noch Handlungsbedarf ist.

1. „Unsichtbare Frauen“ von Caroline Criado-Perez (btb)

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Dieses hervorragend recherchierte Buch enthüllt, wie Frauen in der Welt der wissenschaftlichen Daten völlig ignoriert werden. Die Journalistin Caroline Criado-Perez beschreibt, dass der Gender-Data-Gap – die fehlende Berücksichtigung von Frauen bei der Datenerhebung – zur Benachteiligung und sogar zur Gefährdung von Frauen führt. Sie zeigt die systematische Diskriminierung in Bereichen wie in der Medizin, am Arbeitsplatz oder im Alltagsleben auf. Ein wichtiges Sachbuch, das den Blick dafür öffnet, was für eine wirkliche Gleichberechtigung noch zu tun ist.

2. „Alte weiße Männer “ von Sophie Passmann (KiWi)

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»Sind Sie ein alter weißer Mann und wenn ja – warum?« Diese freche Frage stellt Sophie Passmann einer Auswahl berühmter mächtiger Männer aus der Politik- und Medienwelt. Aus den Plaudereien u.a. mit Ulf Poschardt, Micky Beisenherz, Sascha Lobo, Kai Diekmann und Robert Habeck sind witzige und pointierte Texte über das Spannungsfeld Mann und Frau entstanden. Passmann diskutiert über Feminismus und analysiert im Nachgang ihre Gesprächspartner, wie diese ihre Privilegien reflektieren und ob sie bereit sind, ihre Macht ein Stück weit aufzugeben. Ein augenzwinkernder Beitrag zur Geschlechter-Debatte mit erstaunlichen Einblicken einer jungen Feministin.

3. „Wenn Männer mir die Welt erklären“ von Rebecca Solnit (SAGA Egmont)

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Welche Frau kennt diese Situation nicht: Ein von sich überaus überzeugter Mann hält einen Monolog und interessiert sich kein Deut für die Meinung seiner Gesprächspartnerin. Obwohl sie sich in dem Bereich sehr gut auskennt. Jedoch – sie kommt einfach nicht zu Wort. Dieses Phänomen beschreibt Rebecca Solnit in ihrem Essay „Wenn Männer mir die Welt erklären“. Doch dies ist nur ein Problem aus einer ganzen Palette, die die feministische Kolumnistin aus den USA in mehreren Essays auffächert. Sie zeigen das Ausmaß der Unterdrückung von Frauen in patriarchalen Strukturen auf, angefangen von sexueller Gewalt bis zum systematischen Untergraben weiblicher Glaubwürdigkeit. Ein wichtiger Beitrag zur Geschlechterdebatte.

4. „Das Unwohlsein der modernen Mutter“ von Mareice Kaiser (rowohlt)

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Mareice Kaiser, Journalistin und Mutter, kritisiert in dem Buch die Strukturen einer Gesellschaft, die nicht für Menschen mit Kindern gemacht ist und die Frauen noch immer diskriminiert. Das Resultat ist das zunehmende „Unwohlsein“ der Mütter, der nachgewiesenermaßen schlechtere mentale Zustand von Müttern in den Jahren nach der Geburt des Kindes. Ängste, Depressionen, Stress, Erschöpfung – der Spagat zwischen Familie und Beruf zeitigt schlimme Folgen für die mentale Gesundheit. Mareice Kaiser stellt in ihrem Buch wichtige Fragen: Wie wollen Mütter leben? Und wie muss die Gesellschaft strukturiert sein, damit Frauen an der Gesellschaft teilhaben und für ihre Kinder da sein können?

5. „Der große Unterschied. Gegen die Spaltung von Menschen in Männer und Frauen“ von Alice Schwarzer (SAGA Egmont)

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Das Hörbuch zu ihrem Buch „Der große Unterschied“ las Alice Schwarzer 2004 ein, und das Werk hat bis heute nicht an Brisanz verloren. Ihre Studien und Fallgeschichten über Männergewalt und ungleiche Machtverhältnisse klingen drastisch, dennoch muss man leider konstatieren, dass diese Probleme auch 20 Jahre später noch nicht aus der Welt geschafft sind. Die Metoo-Bewegung legte darüber Zeugnis ab. Zum Weltfrauentag ist es schon fast ein Muss, sich mit dem Hörbuch von Alice Schwarzer ins Bewusstsein zu heben, wie der Sexismus immer noch die Gesellschaft bestimmt und beeinflusst.

6. „Es reicht. Warum Familien- und Beziehungsarbeit nicht nur Sache der Frau ist “ von Gemma Hartley (Goldmann Verlag)

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Fast jede Frau kann ein Lied davon singen: Wenn sie die Flaschen nicht zum Container bringt, wird es vermutlich keiner tun. Aus irgendeinem Grund schaffen es die meisten Männer, Familienarbeit aus dem Weg zu gehen, sie gar nicht wahrzunehmen. Frauen haben oft nur zwei Möglichkeiten: Die Arbeiten aktiv zu delegieren und dadurch als herrisch wahrgenommen zu werden. Oder stillschweigend alles zu erledigen und die Harmonie aufrecht zu erhalten. Gemma Hartley sagt: „Es reicht.“ In ihrem Buch beschreibt sie, wie Frauen darunter leiden, dass sich die meisten Männer für Familienarbeit nicht verantwortlich fühlen. Genau das ist das Problem: Männer sollen nicht helfen, sondern eigenständig und ohne Aufforderung Arbeit übernehmen. Doch Hartley jammert nicht, sondern zeigt einen Weg auf, wie eine gleichberechtigte Aufteilung funktionieren kann. Eine klare Lese-Empfehlung – auch oder besonders für Männer.

7. „Untenrum frei“ von Margarete Stokowski (Rowohlt E-Book)

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Dieses Buch wird vor allem junge Frauen faszinieren, die ein anderes Bild von Feminismus haben als die Zeitzeuginnen der Frauenbewegung in den 70er und 80er Jahren. Spiegel-Online-Kolumnistin Margarete Stokowski schreibt in ihrem Debüt «Untenrum frei»: „Für mich bedeutet Feminismus, dass alle Menschen unabhängig von ihrem Geschlecht, ihrer Sexualität und ihrem Körper dieselben Rechte und Freiheiten haben sollen.“ Klug, oft provokant und sehr persönlich erzählt sie von der strukturellen Ungleichheit, aber auch von der Aufgabe der Frauen, sich endlich zu ent-opfern und alte Gewohnheiten loszulassen. Schließlich geht es um Selbstbestimmung und um freie Entscheidungen.

8. „Das Loch“ von Simone Hirth (Verlag Kremayr & Scheriau)

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"Versteh mich nicht falsch. Ich wollte Mutter werden, ich bin gerne Mutter. Aber ich bin auch wütend, seit ich Mutter bin. Ich bin auf sehr vieles sehr wütend. Zum Beispiel auf den heutigen sogenannten Weltfrauentag, an dem ich hier sitze, allein mit dem Kind." Dies ist ein Zitat aus den Briefen einer Mutter, die seit der Geburt ihres Kindes kein selbstbestimmtes Leben mehr führen kann und in ein Loch fällt. Neben der Betreuung ihres gefühlt nie schlafenden Babys beginnt Henriette Briefe zu schreiben, um ihre Situation zu hinterfragen. Adressaten sind Jesus, Mohammed, Schneewittchen, ein Murmeltier und auch das Loch. So schreibt sich Henriette mit schrägem Humor und vielen offenen Fragen an die Gesellschaft den Kummer von der Seele.

9. „Geständnisse einer Teilzeitfeministin“ von Heike Kleen (Rowohlt E-Book)

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Feministin zu sein, ist gar nicht so einfach. Was Heike Kleen in ihrem Buch beschreibt, können vermutlich viele Frauen sehr gut nachvollziehen. Denn nicht nur die Männer sind an ihre Rolle gewöhnt – auch die Frauen. Und so fällt es schwer, den Feminismus in allen Lebenslagen durchzuziehen. Gerade wenn es um Kinder geht, erfüllen Frauen ihre angestammte Rolle fast schon automatisch. Auch in Ermangelung von akzeptablen Alternativen. Heike Kleen stellt Fragen wie: Kann ich Teilzeit arbeiten und Feministin sein? Mit Humor und erfrischender Ehrlichkeit untersucht sie die Fallstricke weiblicher Lebensmuster und spricht dabei vielen Müttern aus der Seele. Auch als Hörbuch ein Genuss.

10. „Der elfte Tag“ von Enel Melberg (SAGA Egmont)

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Zum Frauenkampftag passt dieses Gedankenspiel von Enel Melberg ganz besonders gut. Sie inszeniert in ihrem Roman die Begegnung von sieben berühmten Schriftstellerinnen – Virginia Woolf, Victoria Benedictsson, Vita Sackville-West, die Brontë-Schwestern und Karen Blixen. Ihre Konversation dreht sich um die Rolle der Frau in der Gesellschaft und Anekdoten aus ihrem bewegten Leben. Diese prickelnde Reise in die Geschichte der Frauenliteratur macht Lust, die Autorinnen wieder zu entdecken.

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