Rette mich, wer kann

Heinz Kruschel

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Beschreibung zu „Rette mich, wer kann“

Das ist eine Liebesgeschichte. Sie spielt auf dem Lande. Und sie spielt zu einer Zeit, als es auf dem Lande noch Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften gab, kurz LPG – oder wie der eine oder andere im Osten nach sowjetischen Vorbild auch zu sagen pflegte: Kolchosen …
In einer dieser LPG gab es zwei Buchhalterinnen. Deren zweite war die zu Beginn der Handlung gerade mal neunzehnjährige Ille. Also eigentlich heißt sie Ilse. Und so stellt sich die junge blonde Frau selber vor:
Ich heiße Ilse Pohlmann und arbeite als zweite Buchhalterin in der Genossenschaft Freier Bauer. Ich sehe nicht schlecht aus, na schön, ich habe ein bisschen dicke Beine, darum trage ich keine Mini-Röcke. Und mein Hals ist etwas kurz geraten, darum liebe ich ausgeschnittene Kleider. In zwei Jahren werde ich einundzwanzig, das betone ich mit einer gewissen Hoffnung, es heißt doch, dass sich der Mensch alle sieben Jahre erneuere, nicht komplett natürlich, aber das Wesen eines Menschen immerhin.
Meine Mutter meint zwar, ich solle meine Hoffnungen nicht so hoch schrauben, sonst würde ich eines Tages noch mit siebzig Jahren an eine Runderneuerung glauben.
Ich verstehe mich gut mit meiner Mutter, weil ich mit ihr über alles reden kann. Sie ist Milchprüferin, leitet den Dorfklub, und die Bauern sagen: „Se daut dauernd wat!“ Mutter braucht immer Bewegung, und die Leute unseres Dorfes brauchen sie.
Vater ist nicht mehr da. Er lebt im Westen, irgendwo, mit einer fremden Frau. Ich denke nicht an ihn, ich war noch so klein, als er davonlief.
Das komplette Gegenteil von Davonlaufen ist Hinkommen. Tatsächlich kommt ein junger Mann ins Dorf – und das hat Folgen für Ille. Allerdings ist das anfangs noch nicht absehbar – außer vielleicht im Schreibplan des Autors. Jedenfalls passiert Folgendes:
Neulich war ein junger Mann bei uns im Dorf, ein angehender Journalist, der eine Arbeit über die Kooperation schreiben will. Fritz Schönemann, unser Vorsitzender, hatte mal wieder keine Zeit für die Presse und überließ den Mann mir. Ich habe bisher jeden Zeitungsvertreter geschafft, ich kann gut erzählen. Schönemann wollte keinen Ärger mit der Zeitung. Organisiere gefälligst einwandfreie Artikel, verlangte er von mir.
So haben manche Liebesgeschichten auf dem Lande angefangen, als es dort noch LPGs gab und LPG-Vorsitzende und Leute, die von der Presse dachten, dass man der schon beibringen könne, wie einwandfreie Artikel auszusehen haben. Da mag der Journalist K. den Schriftsteller K. beraten haben.

Über Heinz Kruschel

Heinz Kruschel, 1929–2011, Sohn eines Bergmanns und späteren kaufmännischen Angestellten der Staßfurter Salzbergwerke, entging nur knapp dem für seine Generation typischen Schicksal, im finalen Aufgebot der letzten Kriegstage - dem "Volkssturm" - verheizt zu werden.
Noch ehe er seine Modelltischlerlehre beendet hatte, beschloss die Partei, in die er jung eingetreten war, dass er Neulehrer zu werden habe, und ließ ihn 1949/50 am Lehrerbildungsinstitut in Staßfurt studieren. Anschließend war er Lehrer in Sandersdorf - den Schülern jeweils ein Kapitel im Lehrbuch voraus -, danach in Magdeburg und Egeln sowie Direktor einer Erweiterten Oberschule in Havelberg.
Nach einem berufsbgeleitenden Fernstudium der Germanistik war er Journalist und Kulturredakteur bei der "Volksstimme" in Magdeburg. Ab 1963 lebte er als freier Schriftsteller in Magdeburg, bereiste im Auftrag von Illustrierten wie der "Für dich" Ungarn, Bulgarien, Usbekistan und Kuba und schrieb zahlreiche Erzählungen und Romane für Jugendliche und Erwachsene.
Sein Roman "Das Mädchen Ann und der Soldat" wurde 25 Jahre lang immer wieder neu aufgelegt, während Bücher wie "Der Mann mit den vielen Namen" oder "Leben. Nicht allein" erst nach erbitterten Auseinandersetzungen mit jenen Behörden, die Literatur zu genehmigen hatten, erscheinen durften.
Sein Roman "Gesucht wird die freundliche Welt", der als erster in der DDR das Thema des Umgangs mit straffällig gewordenen Jugendlichen thematisierte, wurde 1978 von Erwin Stranka unter dem Titel "Sabine Wulff" verfilmt.
Auszeichnungen:
Erich-Weinert-Preis der Stadt Magdeburg
Theodor-Körner-Preis
Banner der Arbeit
Literaturpreis des FDGB
Vaterländischer Verdienstorden
Bibliografie:
Jugendbücher
In Wulnitz ist nichts los, Kinderbuchverlag Berlin 1961 (Illustrationen von Hans Betcke)
Rette mich, wer kann, Verlag Neues Leben Berlin 1969 (Illustrationen von Renate Jessel; Taschenbuchausgabe 1976 im Militärverlag Berlin; auch auf slowakisch und ukrainisch)
Mein elftes Schuljahr, Verlag Neues Leben Berlin 1971 (Illustrationen von Volker Pfüller; 3., überarbeitete Auflage 1977)
Rebell mit Kreuz und Schwert. Das Leben des Thomas Müntzer, Kinderbuchverlag Berlin 1972 (Illustrationen von Rudolf Grapentin)
Zwei im Kreis, Verlag Neues Leben Berlin 1979
Meine doppelte Liebe, Verlag Neues Leben Berlin 1983
Endlich ein Mann sein, Verlag Neues Leben Berlin 1987
Romane und Erzählungen
Das Kreuz am Wege, Roman, Militärverlag Berlin 1962
Jenseits des Stromes, Erzählung, Mitteldeutscher Verlag Halle/Saale 1964
Das Mädchen Ann und der Soldat, Militärverlag Berlin 1964 (Illustrationen von Rudolf Grapentin; auch auf russisch)
Marihuana, Militärverlag Berlin 1965 (Kleine Erzählerreihe Nr. 63)
Paragraph 51?, Militärverlag Berlin 1965 (Kleine Erzählerreihe Nr. 105)
Andrew Tracys großer Job, Militärverlag Berlin 1966 (Kleine Erzählerreihe Nr. 72)
Jeder Abschied ist ein kleines Sterben, Militärverlag Berlin 1969 (Illustrationen von Eberhard Binder)
Die Rebellion der Franca Viola, Militärverlag Berlin 1969 (Kleine Erzählerreihe Nr. 149)
Der Köder, Militärverlag Berlin 1969 (Kleine Erzählerreihe Nr. 152)
Das Moor schweigt, Militärverlag Berlin 1970 (Illustrationen von Erhard Schreier; Erzählerreihe Nr. 159)
Die Gefangenen, Militärverlag Berlin 1971 (Illustrationen von Karl Fischer; Erzählerreihe Nr. 175)
Wind im Gesicht, Roman, Mitteldeutscher Verlag Halle/Saale 1971
Das Ende der Basmatschen, Militärverlag Berlin 1972 (Meridian Nr. 35)
Die Schneidereits, Roman, Militärverlag Berlin 1973 (gekürzte Taschenbuchausgabe 1980)
Der Köder, Erzählungen, Militärverlag Berlin 1974 (Taschenbuchausgabe unter dem Titel Die Zauberer von Baracoa, 1975)
Der Mann mit den vielen Namen. Roman um Conrad Blenkle, Verlag Neues Leben Berlin 1975 (auch Weltkreis Verlag Dortmund, 1975; überarbeitete Ausgabe 1976)
Gesucht wird die freundliche Welt, Roman, Mitteldeutscher Verlag Halle/Saale 1976
Der rote Antares, Roman, Militärverlag Berlin 1979
Sein letzter Tag, Erzählung, Verlag Neues Leben, Berlin 1981 (Das neue Abenteuer 414)
Leben. Nicht allein, Roman, Mitteldeutscher Verlag Halle/Saale 1982
Tantalus. Kriminalroman, Mitteldeutscher Verlag Halle/Saale 1985
Lamyz, Erzählungen, Ziethen Verlag Oschersleben 1995
Ihr wilder Mut, Erzählungen, Geest-Verlag Ahlhorn 2001
Fine, das Teckelmädchen, Erzählungen, Geest-Verlag Vechta-Langförden 2001
Der große Teufelsrochen, Erzählungen, Geest-Verlag Vechta-Langförden 2003 (Illustrationen von Heinz Israel)
Essay und Reportage
Winterreise in den Sommer, Militärverlag Berlin 1967 (Meridian Nr. 3)
Magdeburg, Bucher Verlag München 1993 (Fotos von Georg Kürzinger)
Bruno Beye oder: Müssen Nutzen und Schönheit die ewigen Feinde sein?, Magdeburg 1981
B. B., der Augenmensch. Gedanken über den Maler Bruno Beye, Ziethen Verlag Oschersleben 2002
Als Herausgeber
Querbeet, Oschersleben 1993 (zusammen mit Dorothea Iser)
Immer wieder Ikarus, Oschersleben 1995 (zusammen mit Dorothea Iser)
Auf dem Rücken der Schwalben, Oschersleben 1997 (zusammen mit Dorothea Iser)
Einmal Kolumbus sein. Texte und Zeichnungen von Schülern aus Sachsen-Anhalt, Halle/Saale 1997 (zusammen mit Dorothea Iser und Jürgen Jankofsky)
Fluchtwege. Jerichower Tagebuch, Magdeburg 1997 (zusammen mit Dorothea Iser)
Schwarze Kolibris. Interlesebuch, Magdeburg 1997 (zusammen mit Dorothea Iser)
Kinder, Kaiser & Klamotten. Texte und Zeichnungen von Schülern aus Sachsen-Anhalt, Magdeburg 1998 (zusammen mit Dorothea Iser und Jürgen Jankofsky)
Und morgen reden wir weiter. Autoren aus fünf Ländern erzählen, Oschersleben 1999 (zusammen mit Dorothea Iser)


Verlag:

EDITION digital

Veröffentlicht:

2014

Druckseiten:

ca. 137

Sprache:

Deutsch

Medientyp:

eBook


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