Das schöne Mädchen, die zwölf Brüder und die größte Ohrfeige der Welt

Vier sorbische Märchen

Jurij Koch

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Beschreibung zu „Das schöne Mädchen, die zwölf Brüder und die größte Ohrfeige der Welt“

Das schöne Mädchen
Die zwölf Brüder
Jan und die größte Ohrfeige der Welt
Pintlaschk und das goldene Schaf

LESEPROBE:
Eins von ihnen rief: Will Schmied werden und heißt nur Jan.
Ein anderes setzte hinzu: Schlag zu! Aber nicht auf die Ohren, dort sind noch Eierschalen dran.
Jetzt holte Jan aus. Er wollte zeigen, was er hinter den Ohren hatte. Von wegen Eierschalen!
Der Hammer sauste durch die Luft. Er traf den Amboss, dass Funken sprühten und die dunkle Schmiede für einen Augenblick hell aufleuchtete. Der Schlag, der einem Kanonenschuss glich, ließ die Augenpaare vor Schreck zuklappen. Als sie sich wieder öffneten, sahen sie keinen Amboss mehr. An seiner Stelle war ein Loch im Fußboden. Und in der Schmiede polterte es noch, als rollten hundert pferdelose Kutschen eine holprige Steinstraße abwärts.
Als erster fand der Meister die Sprache wieder. Sein Mund war wie ein aufrecht stehendes Ei. Ja... Jan, was … wie ... wo ... ist .. mein Amboss? Hast ihn in die Erde geschlagen. Wo ist er jetzt?
Jan hob seine Schultern: Was weiß ich? Vielleicht am anderen Ende der Erde.
Ein Geselle sagte: In Amerika! Dann fiel er um. Ein anderer sagte: In Australien! Dann fiel er auch um.
Mein Amboss in Amerika! stotterte der Schmied. Was sollen die Amerikaner mit meinem Amboss? Haben selber genug. Er trottete wie von Sinnen herum und wäre in das Loch hineingefallen, wenn ihn Jan nicht im letzten Augenblick aufgefangen hätte. Also, was ist? fragte Jan. Kann ich bleiben?
Der Schmied erholte sich langsam von seinem Schreck und begann wieder vernünftige Fragen zu stellen. Schlägst du immer so zu? wollte er zunächst wissen.
Immer nicht, beruhigte ihn Jan. Aber ich kann noch besser. Manchmal kommen meine Ambosse in Japan als Ofenrohre heraus. Das war natürlich ein Scherz. Der Meister lachte, und die Gesellen lachten auch. Sie traten aus ihren dunklen Winkeln und biederten sich an.
Ja, weißt du, wand sich einer. Es ist ein bisschen schade um unseren Amboss.
Und ein zweiter fügte hinzu: Macht nichts. Wir haben ihn ohnehin nicht oft benutzt. Nur, wenn es gar nicht anders ging. Nur der Meister schaute traurig in das Loch hinein, durch das das schwere Eisen entschwunden war. Eine Schmiede ohne Amboss! jammerte er. Und was wird meine Frau sagen? Ich muss erst mal mit meiner Frau sprechen, jetzt hatte der Schmied die Person genannt, die in der Schmiede alles zu bestimmen hatte.
Deine Frau? wunderte sich Jan. Na, dann frage sie schnell, sonst gehe ich weiter.

Über Jurij Koch

Jurij Koch
geboren 15.9.1936 in Horka (Oberlausitz)
Sohn einer sorbischen Steinarbeiterfamilie, Schulbesuch in Crostwitz, Tschechoslowakei, Bautzen und Cottbus, Studium der Journalistik und der Theaterwissenschaften in Leipzig, Redakteur und Reporter beim Rundfunk, freischaffend seit 1976. Schreibt sowohl sorbisch als auch deutsch.
Auszeichnungen:
Staatspreis „Jakub Bart-Ćišinski“ (1979)
Carl-Blechen-Preis der Stadt Cottbus (1983)
Literaturpreis Umwelt des Landes NRW (1992)
Bibliografie (...


Verlag:

EDITION digital

Veröffentlicht:

2014

Druckseiten:

ca. 71

Sprache:

Deutsch

Medientyp:

eBook


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