George Wald

Als das zwanzigste Jahrhundert eingeläutet wurde, da sah das familiäre Existieren, so man die Anzahl der Kinder als Maßstab betrachtet, nicht viel anders als im Mittelalter aus. Großfamilien gab es zuhauf, auch deshalb, weil der alternde Mensch nicht, so wie es die heutige Gesellschaft größtenteils glauben mag, durch eine staatlich komfortable Rente abgesichert war. Der Jugend Pflicht war es, für die Alten aufzukommen. Die Sterblichkeitsrate war überdies hoch, verursacht durch Kriege und durch Seuchen aller Art. Drei der älteren Kinderschar wurden einst in Luxemburg geboren, da der Vater, ein gebürtiger Pfälzer, lange dem Ruf des Bergwerks folgte. Da in den 30er-Jahren Fachkräfte dieser Art in Württemberg gesucht wurden, war er abermals dem Ruf seines Berufes gefolgt. Der Autor war dann als elftes von zwölf Kindern in Geislingen geboren und da der absolut Jüngste nach wenigen Tagen schon verstarb, wuchs er als das jüngste Glied der Kette heran. Wie die Mehrheit der Arbeiterkinder durchlief auch er die Volksschule und anschließend die Berufsschule, sehr erfolgreich zunächst und als er kurz vor der Gesellenprüfung stand, als der theoretisch beste Schüler seines Jahrgangs im ganzen Bezirk wohlgemerkt, wurden all seine Konzepte vom Schicksal über den Haufen geworfen. Es war ein folgenschwerer Unfall, der sein komplettes Zukunftsgemäuer einstürzen ließ. Nichtsdestotrotz gelang es ihm noch rechtzeitig die Kurve zu kratzen und nicht ins Verderben zu rennen. Er sammelte viele berufliche Erfahrungen in der Chemiebranche, wo er später in einer reputierlichen Firma als Betriebsleiter und Meister der Produktion das Steuer in seine Hand nahm. Dazwischen aber, zwischen dem ersten Standpunkt und dem zweitgenannten, lebte der Autor mehrere Leben und mehr als einmal war ein Attentat auf ihn angelegt. Nichts kann schöner sein als ein Flirt mit dem Tod, es lebe das Kontroverse und das selige Miteinander, erst wurden die Beatles verehrt und dann der enthusiastische Sex der Hippies. Schutzengel immer neben sich zu wissen, ist wie ein traditioneller Gaumenkitzel, anders ist das Leben ein apathisches Dahinsiechen. Von allem eine Handvoll zu bekommen ist das Ziel der Ausgeflippten. Der Verzicht auf das Absonderliche kommt etwas später, später, als die Ratio des eigenen Ichs übermächtig wurde. Aber hier, hier beim Erzählbaren, ist das Finale noch nicht erreicht, das Leben geht weiter.

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