Später Kinderwunsch

Chancen und Risiken

Petra Ritzinger Ernst Rainer Weissenbacher

Familienplanung & Schwangerschaft

5 Bewertungen
3.2

Entdecke diesen und 500.000 weitere Titel mit der Flatrate von Skoobe. Ab 12,99 € im Monat.

Beschreibung zu „Später Kinderwunsch“

Verlag:

W. Zuckschwerdt Verlag

Veröffentlicht:

2015

Druckseiten:

ca. 200

Sprache:

Deutsch

Medientyp:

eBook

Barrierefreiheitsinformationen

Keine Information zur Barrierefreiheit bekannt

1 Kommentar zu „Später Kinderwunsch“

Ich bin etwas irritiert darüber, was Drogen- und Alkoholmissbrauch generell mit dem Thema „später Kinderwunsch“ zu tun hat. Aufklärende Hinweise, worauf man achten sollte, sind natürlich sinnvoll – keine Frage. Aber in diesem Zusammenhang wirkt das Thema doch etwas fehl am Platz. Auch die vielen Warnungen, was alles schiefgehen kann, helfen nicht wirklich dabei, sich auf einen späteren Kinderwunsch vorzubereiten. Manche Informationen sind sicher wichtig, aber insgesamt wirkt das Buch eher abschreckend als unterstützend. Es ist, als würde man sich aufs Fliegen freuen – und bekommt stattdessen ein Buch darüber, auf wie viele Arten ein Flugzeug abstürzen und wie schlimm das enden kann. Zusatz: Das Buch hätte in diesem Punkt kaum unreflektierter sein können – konkret beziehe ich mich auf den Kommentar auf Seite 331 zur Präimplantationsdiagnostik (PID). Die dort geäußerte Befürchtung, die Zulassung der PID könnte diskriminierenden Tendenzen gegenüber Menschen mit Behinderungen oder chronischen Erkrankungen Vorschub leisten, verkennt meiner Ansicht nach die Realität vieler Betroffener. Niemand, wirklich niemand, sucht sich eine chronische Erkrankung oder Behinderung aus. Und niemand wünscht sich ernsthaft, behindert oder krank zu sein. Ich selbst bin chronisch krank – und hätte ich es mir aussuchen können, wäre ich es nicht. Wenn mir jemand gesagt hätte, er hätte mich nicht in diese Welt gelassen, weil ich mit dieser Krankheit leben müsste – ich hätte es verstanden. Denn ich weiß, wie es sich anfühlt, tagtäglich mit Schmerz und Einschränkungen zu leben. Warum also sollte man bewusst ein Kind mit einer schweren Erbkrankheit zur Welt bringen – in dem Wissen, dass es leidet? Warum sollte man das Risiko eingehen, wenn es Möglichkeiten gibt, das zu verhindern? Das hat nichts mit Diskriminierung zu tun, sondern mit Verantwortungsbewusstsein. Natürlich haben Menschen mit Behinderungen oder chronischen Erkrankungen ein Recht auf Leben und Würde – das steht außer Frage. Aber genau deshalb sollte man alles in seiner Macht Stehende tun, um Leid zu vermeiden, wo es möglich ist. Das ist nicht herzlos, das ist human. In der Natur existiert eine Form der Selektion – hart, aber real. Warum tut sich unsere Gesellschaft so schwer, einen ähnlichen, aber zugleich ethisch verantwortungsvollen Weg zu gehen? Es geht hier nicht um Auslese im Sinne eines menschenverachtenden Systems, sondern um die Frage: Wollen wir – wenn wir die Wahl haben – ein Leben mit Leiden bewusst ermöglichen? Oder dürfen wir sagen: Wir möchten das Leid eines zukünftigen Menschen vermeiden? Die Aussage im Buch wirkt in diesem Kontext wie eine ideologisch gefärbte Realitätsverweigerung. Sie verkennt die Perspektive derjenigen, die mit diesen Krankheiten leben müssen – jeden einzelnen Tag. Ein besonders eindrückliches Beispiel im Buch zeigt, wie Menschen plötzlich lautstark gegen die genetische Veränderung von Embryonen protestieren – mit dem Verweis auf ethisch-moralische Bedenken. In der Folge verbietet das Europäische Parlament diese Technologie vollständig. Diese Reaktion wirkt auf mich irrational und rückschrittlich. Es scheint, als seien viele Menschen intellektuell und emotional überfordert mit einer technologischen Neuerung von solcher Tragweite. Statt sich differenziert damit auseinanderzusetzen, reagiert man mit Angst, Ablehnung und dem Ruf nach Verboten – vergleichbar mit der historischen Verfolgung von vermeintlich „Gefährlichem“, etwa in der Zeit der Hexenverfolgung. Die Gesellschaft zeigt hier eine bedenkliche Mischung aus Unreife, Unwissenheit und Fortschrittsangst. Der reflexartige Widerstand gegen Innovation offenbart nicht ethische Verantwortung, sondern eine tiefer liegende Verweigerung gegenüber komplexen Zukunftstechnologien.

Lesen. Hören. Bücher erleben.

Jetzt kostenlos testen