Die Freiheit des Andersdenkenden

Dresdner Tagebücher 1989

Peter Eckhart Reichel

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Beschreibung zu „Die Freiheit des Andersdenkenden“

Äußerst unterschiedlich waren die Erfahrungen und Erlebnisse der Menschen, die im real existierenden Sozialismus lebten oder überleben mussten. Die Mehrheit der DDR-Bürger jedoch hatte sich in den 1980er Jahren bereits schon überwiegend an die herrschenden Verhältnisse gewöhnt oder sogar weitgehend angepasst. Den Mut zu offener Kritik oder gar Widerstand fanden nur wenige. Klar war: Wer weiterhin Karriere machen und halbwegs in Ruhe leben wollte, musste seine Unterstützung für das Honecker-Regime öffentlich demonstrieren. Aber es existierten auch Menschen, die sich mit der kommunistischen Diktatur und deren Ideologie nicht arrangieren oder abfinden wollten. Auch diese Menschen gab es zu tausenden in der DDR. Sie lebten am Rand der Gesellschaft und führten nicht selten ein Nischendasein in subkulturellen Milieus. Fast immer endeten ihre chancenlosen Biografien mit der Beantragung eines Ausreiseersuchens. So stellte auch dieser Tagebuchschreiber 1985 seinen ersten Antrag auf Ausreise aus der DDR. Nach über vier Jahren vergeblichen Wartens und einer Schreibpause, nimmt er seine Aufzeichnungen Anfang Januar 1989 wieder auf. „Ich bin zu der Überzeugung gelangt, dass persönliche Aufzeichnungen, besonders von jetzt an, wichtiges Material festhalten sollten, das sonst durch die anhaltende Flut an Erlebnissen, Erfahrungen und Eindrücken irgendwann verwischt und erblassen würde. Die Wahl des jetzigen Zeitpunktes als erneuter Beginn deshalb, weil vermutlich eine Wende in meinem jetzigen Leben unmittelbar bevorsteht. Am 28.12.88 habe ich den Bescheid erhalten, nach einer Eheschließung mit meiner Freundin S. dieses Land endgültig verlassen zu dürfen… Seit August 1985 (also seit über 4 Jahren) bin ich Antragsteller und Ausreisewilliger. Alle meine Anträge wurden bisher ohne Begründung abgelehnt. Deshalb haben wir, meine Freundin S. und ich) beschlossen, die Ausreise über eine Eheschließung zu forcieren. Dies ist momentan der sicherste Weg, um diesen Zustand hier beenden zu können. Voraussetzung für die Beantragung einer Eheschließung war, dass ich meinen Ausreiseantrag zuvor zurückziehen musste, dies geschah im Februar des vorigen Jahres. Gleichzeitig beantragte ich die Eheschließung. Ich bin jetzt sehr zuversichtlich, was unsere gemeinsame Zukunft betrifft.“

Verlag:

ebuchedition words and music

Veröffentlicht:

2021

Druckseiten:

ca. 41

Sprache:

Deutsch

Medientyp:

eBook


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