Von der freiwilligen Knechtschaft des Menschen

Étienne de La Boëtie

Philosophie Politische Themen

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Beschreibung zu „Von der freiwilligen Knechtschaft des Menschen“

"Es genügt nicht, daß sie ihm [dem Tyrannen] gehorsam sind; sie müssen ihm gefällig sein; sie müssen sich in seinen Diensten zerreißen und plagen und kaputt machen; sie müssen in seinen Vergnügen vergnügt sein, immer ihren Geschmack für seinen aufgeben, müssen ihrem Temperament Zwang antun und ihre Natur verleugnen, sie müssen auf seine Worte, seine Stimme, seine Winke, seine Augen achten; Augen, Füße, Hände, alles muß auf der Lauer liegen, um seine Launen zu erforschen und seine Gedanken zu erraten. Heißt das glücklich leben? Heißt das leben? Gibt es auf der Welt etwas Unerträglicheres als das, ich sage nicht, für einen Menschen höherer Art, nur für einen mit gesundem Verstand, oder noch weniger, für einen, der Menschenantlitz trägt? Welche Lage ist kläglicher als diese; in nichts sich selbst zu gehören, von einem andern seine Wohlfahrt, seine Freiheit, Leib und Leben zu nehmen? Aber sie wollen dienen, um Reichtum zu erwerben, wie wenn sie damit etwas erlangen könnten, was ihnen gehört, da sie freilich von sich selbst nicht sagen können, daß sie sich selbst gehören; und, wie wenn einer unter einem Tyrannen etwas Eigenes haben könnte, wollen sie erreichen, daß ihnen der Reichtum zu eigen sei, und sie denken nicht daran, daß sie es sind, die ihm die Macht geben, allen alles zu nehmen." E. de la Boëtie

Über Étienne de La Boëtie

La Boétie (1530 bis 1563) entstammte dem niederen Beamtenadel von Sarlat, dem Sitz eines Bistums und Unterzentrum der königlichen Justiz. Er erhielt eine gute Bildung, u.a. auf dem renommierten Collège de Guyenne in Bordeaux, und interessierte sich früh für die klassischen griechischen und lateinischen Autoren. 1548 dürfte er hautnah miterlebt haben, wie, nachdem der neue König Heinrich II. auch in Südwestfrankreich die Salzsteuer eingeführt hatte, dort Revolten ausbrachen und diese durch königliche Truppen blutig niedergeschlagen wurden. Um dieselbe Zeit begann er ein Jurastudium an der Universität von Orléans. Zu seinen Professoren gehörte Anne du Bourg, der einige Jahre später Gerichtsrat (»conseiller«) am Parlement von Paris wurde und dort offen Einspruch gegen die Verfolgung der Protestanten erhob, was ihm 1559 einen Ketzerprozess samt Todesstrafe eintrug und ihn zum Märtyrer machte. Vermutlich war es während seiner Studienzeit, dass La Boétie, sichtlich unter dem Eindruck der genannten Revolten und der Diskussionen im Umfeld Du Bourgs, seinen flammenden Essay »Von der freiwilligen Knechtschaft« verfasste, worin er die These vertritt, dass die Unterdrückung vieler Menschen durch einen einzigen nur solange möglich sei, wie die vielen sich unterwerfen statt sich kollektiv zu widersetzen.


Verlag:

FV Éditions

Veröffentlicht:

2016

Druckseiten:

ca. 44

Sprache:

Deutsch

Medientyp:

eBook


1 Kommentar zu „Von der freiwilligen Knechtschaft des Menschen“

RainerH – 21.01.2024
Fast 500 Jahre alt ist dieser Text und ist dennoch hochaktuell.

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