Balthasar Gracián wurde am 8. Januar 1601 in Belmonte de Calatayud (Aragon) geboren. Mit 18 trat er inden Jesuitenorden in Tarragona ein und war nach Beendigung seiner Studien als Professor der Rh
Balthasar Gracián wurde am 8. Januar 1601 in Belmonte de Calatayud (Aragon) geboren. Mit 18 trat er inden Jesuitenorden in Tarragona ein und war nach Beendigung seiner Studien als Professor der Rhetorik,Metrik, Literatur, Philosophie und Theologie in ganz Spanien tätig.1647 erschien sein »Handorakel und Kunst der Weltklugheit«, unter dem Pseudonym Lorenzo Gracián,zusammengestellt von Don Vincentio Juan de Lanstanosa. Diese Sammlung von 300 Weisheiten,Merksprüchen und praktischen Verhaltensregeln zählt zu den der berühmtesten Texte des 17. Jahrhunderts.Im Vorwort läßt Gracian den Herausgeber bezeichnender Weise sagen: "Dem Gerechten keineGesetze und dem Weisen keine Ratschläge. Und doch hat noch keiner so viel gewußt, als er für sichbrauchte."Gracián war ein brillanter Rhetoriker, seine Aphorismen bedienen sich aus vielerlei, zum Teil antiker Quellen,sind ansonsten Resultat seiner genauen gesellschaftlichen Beobachtung, ohne dogmatisch zu sein. Vielesformulierte er neu, oft lakonisch und setzt mit seiner Prägnanz neue Maßstäbe, denkt dabei die allgemeinenRatschläge weiter, vertieft sie und gibt ihnen neue Inhalte. Neben dem Inhalt beeindrucken dieAphorismen aber auch durch ihren schier unerschöpflichen Stilreichtum. Arthur Schopenhauer sah inGracián einen Gleichgesinnten, was seine Ansichten über die Unzulänglichkeit des menschlichenCharakters betraf, und 1862 erschien sein kongenial ins Deutsche übersetzte »Lehrbuch der Kunst, diealle Menschen üben sollten«.Es gibt berechtigte Zweifel ob Gracián ein Mensch mit Glück war, zu pessimistisch ist sein Menschenbild.Seine persönliche Biographie zeigt, dass er selbst oft und heftig angeeckt ist, nicht zuletzt da er seiner Zeitgekonnt den Spiegel vorgehalten hat, was noch nie zu großer Beliebtheit verholfen hat. Das ging soweit,dass er sogar in ernste Schwierigkeiten kam durch das Gerücht, er habe einen Brief aus der Hölle erhaltenund entziffert. Die Frage, ob Gracian selbst die Weisheiten, die er so meisterhaft formulieren konnte, fürsich zu nutzen wußte, kann mit einem klaren Jein beantwortet werden - sicher ist, er fand zu Lebzeitennicht die Anerkennung, die ihm zugestanden hätte. Er hat seine Zeit durchschaut, Desillusion und Skepsiswaren die Basis seiner Weltsicht und die zählen aus seiner Sicht zu den wichtigen Voraussetzungen für irdischeZufriedenheit. Wer die Täuschungen hinter sich lässt, kann zur Tragikomödie des Universums eingelassenes Verhältnis finden. Allerdings für die Mäßigung im Umgang mit seinen Mitmenschen, die auchwesentlich, für die von ihm angestrebte Weltklugheit ist, stand ihm sein Temperament offenbar im Weg. Erkonnte aufbrausend und unbekümmert und recht barsch in seinem Auftreten sein. Der Jesuit, der zum Teilüber 4000 Menschen zu seinen Predigten lockte, um so manche Ordensregeln einen Bogen machte undseine Werke z.B. nicht der entsprechenden Prüfstelle zur Begutachtung und Absegung vorlegen wollte,provozierte weniger mit seinen Ansichten, als viel mehr durch sein Verhalten. Der Druck des Ordens zumehr Subordination nahm nach dem Erscheinen seines Romans "El criticón" noch weiter zu. Dem darausresultierenden Wunsch Graciáns, aus dem Orden austreten zu dürfen, wurde jedoch nicht genügt. Stattdessen wurde er zu Zellenhaft bei Wasser und Brot, jedoch "ohne Tinte und ohne Feder" verurteilt, umanschließend in die Provinz abgeschoben zu werden, wo er am 06. Dezember 1658 starb.