Die Geschichte vom braven Kasperl und dem schönen Annerl ist eine häufig interpretierte Rahmennovelle von Clemens Brentano. Sie erschien erstmals 1817. In einer kühlen Frühsommernacht begegnet ein Schriftsteller einer alten Bäuerin, Kasperls Großmutter. Von ihr erfährt er vom Unteroffizier Kasperl, dem die Ehre das Wichtigste im Leben gewesen sei, und seiner Verlobten, Annerl, die als Kindsmörderin im Gefängnis auf die Hinrichtung warte. Kasperl habe sich am Grab seiner Mutter erschossen, als er erfahren habe, dass sein Vater und sein Stiefbruder ihn bestohlen hätten. Die Großmutter möchte nicht um die Gnade flehen, sondern den Herzog bitten, dass Annerl und Kasperl ehrenvoll nebeneinander begraben werden sollen. Der Schriftsteller ist aber so ergriffen, dass er beschließt, beim Herzog doch für Annerls Begnadigung einzutreten. In die Handlung webt Brentano seine Gedanken über den Begriff der Ehre, gesellschaftliche Zwänge und die Stellung der Schriftsteller in Deutschland ein. Es gelingt ihm, eine dichte Atmosphäre aus düsteren Vorahnungen, Weltschmerz, starken Gefühlen und Sehnsüchten zu schaffen.